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Lebensraum Wasser: die Glarner Flüsse

Sernf bei Engi • Foto: Samuel Trümpy

Dossier Wasser • Ein Grossteil der Flüsse und Bäche im Glarnerland wird zur Energiegewinnung genutzt. Gleichzeitig gehören Fliessgewässer zu den vielfältigsten Lebensräumen überhaupt. Wie essentiell deshalb die Erhaltung der Biodiversität ist, zeigt Christoph Jäggi, Abteilungsleiter Jagd und Fischerei, am Beispiel der Linth.

DOSSIER

Ab Mitte August publizieren der neue Public Newsroom des Kanton Glarus während 14 Wochen an jedem Sonntag ein Artikel zum Thema «Wasser».

Bereits seit der Industrialisierung werden die Glarner Gewässer zur Gewinnung von Wasserkraft genutzt. Entlang der Glarner Flüsse und Bäche gibt es etwa 80 Wasserfassungen und gut 50 Wasserkraftwerke, die erneuerbaren Strom für das Glarnerland, aber auch für die ganze Schweiz produzieren. Die Beeinträchtigung der Wasserläufe durch Verbauungen und Wasserkraftnutzung hat Auswirkungen auf den artenreichen Lebensraum der Bäche und Flüsse.  

Industriezone Ennenda an der Linth • Foto: Samuel Trümpy

Aus dem Sandbach wird die Linth

Der Bifertengletscher im Tödimassiv gilt als Ursprung der Linth. In ihrem obersten Teil wird sie noch Sandbach genannt. Der Name kommt vom vielen Feinmaterial und Geschiebe, das sie vom Gletscher mitbringt. Bis zum Ende der Linthschlucht handelt es sich um einen wilden, unzugänglichen Bergbach.

Im Tierfehd ändert mehr als nur der Name. Die Linth, wie der Fluss ab dem Zufluss des Limmernbaches heisst, wird für die Wasserkraftnutzung kanalisiert. Fischwanderungen werden durch Wasserfassungen und Wehre unterbrochen, wenn keine entsprechendene Hilfen bzw. Einrichtungen für die Fische vorhanden sind. Das Geschiebe wird zurückgehalten und bestimmte Streckenabschnitte werden in Restwasserstrecken verwandelt.

In historischen Quellen ist belegt, dass Lachse bis in die Linthschlucht aufgestiegen sind. Diese Zeiten sind längst vorbei, vor allem, weil auch am Rhein viele Kraftwerk errichtet wurden. Lachse gibt es hier keine mehr, und auch die Seeforelle, die ebenfalls zu ihren Laichgründen zurückkehrt, kann nicht mehr so weit hochsteigen.

Die Seitenzuflüsse der Linth

Sernf bei Engi • Foto: Samuel Trümpy

Die meisten Glarner Fliessgewässer münden in die Linth. Mit einer Länge von rund 30 Kilometer ist die Linth nicht nur das grösste, sondern auch wichtigste Fliessgewässer im Kanton. Die Bäche, die links und rechts der Linth zufliessen, wären eigentlich eine gute Möglichkeit für Fische, zusätzliche Laichplätzen zu finden. Doch oft sind die Einleitungsbauwerke in die Linth wie Rohre oder Abstürze gebaut, die die Fische nicht überwinden können. Teilweise sind diese Nebengewässer selber verbaut, sodass sie kaum mehr Lebensraum bieten.  

Die beiden grössten Zuflüsse sind der zwischen Elm und Engi stark verbaute Sernf und der Löntsch, der Abfluss aus dem Klöntalersee. Im untersten Abschnitt der Löntsch, gelang es dank Besatzmassnahmen dennoch, Seeforellen wieder anzusiedeln. Ein schöner Erfolg. Im Sernf hat die Seeforelle deshalb keine Chance, weil bereits kurz oberhalb seines Zusammenflusses mit der Linth natürliche Felsabstürze und Wasserfälle die Laichwanderung der Seeforellen verunmöglichen. Der Sernf ist jedoch Lebensraum für die Bachforelle.

Massnahmen zur Optimierung zeigen Wirkung

Das revidierte Gewässerschutzgesetz des Bundes verlangt, dass Wanderhindernisse wie Wehranlagen von Kraftwerken bis 2031 durch Fischtreppen durchgängig gemacht werden. Eine weitere wichtige Massnahme zum Erhalt der biologischen Vielfalt von Fliessgewässern ist die Einhaltung einer ausreichenden Restwassermenge unterhalb von Kraftwerken und die Wiederherstellung des Geschiebetransportes. Mit dem neuen Kraftwerk Linth-Limmern ist die Wasserfassung am Ende der Linthschlucht aufgehoben worden, was einen naturnahen Abfluss der Linth ermöglicht. Die vor wenigen Jahren ergriffenen Renaturierungsmassnahmen im Tierfehd werten den Lebensraum der Linth zusätzlich auf. Mit ihnen wurden neue Laichmöglichkeiten für Forellen geschaffen. Zudem wird die Linth mit künstlich aufgezogenen Fischen, namentlich Seeforelle und Bachforellen, besetzt. Mit diesem Besatz werden die strukturellen Defizite der Linth und der meisten anderen Glarner Fliessgewässer überbrückt.

Lindt in der Ebene • Foto: Samuel Trümpy

Das Wasser der Linth wird bis unterhalb Netstal in gut 15 Kraftwerken zwar intensiv genutzt, anschliessend folgt aber der Escherkanal ohne Kraftwerke. Obwohl der Fluss auf seinem weiteren Weg in den Walensee weiterhin kanalisiert bleibt, zeigt die Aufweitung von Chli Gäsitschachen, wie sich auch ein stark genutztes Fliessgewässer durch Renaturierung wieder zu einem wertvollen Lebensraum mit hoher Biodiversität entwickeln kann. 

Text: Anina Rether

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