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Ohne Wasser kein Papier

Papierfabrik Netstal, direkt an der Linth • Undatierte Flugaufnahme: Heinz Baumann/ETH-Bildarchiv

Dossier Wasser • Die «Papyri», wie die Papierfabrik Netstal im Volksmund auch genannt wird, ist der älteste bestehende Industriebetrieb im Kanton Glarus. Seit dem 17. Jahrhundert wird hier Papier in allen Formen und Farben hergestellt. Einer der wichtigsten Rohstoffe? Wasser. Volker Greschner, Betriebsleiter der Papierfabrik Netstal AG, gibt Einblick in die Produktion.

DOSSIER

Hier publiziert der neue Public Newsroom des Kanton Glarus jeden Sonntag Artikel und Hintergründe zu einem Schwerpunkt. In den folgenden Wochen finden Sie Wissenswertes zum Thema «Wasser». 

Blick in die aktuelle Papierproduktion. • Fotos: zvg.

Wieviel Papier produzieren Sie und welche Menge Wasser ist dafür nötig?

40 bis 60 Tonnen pro Tag. Dies ist unter anderem abhängig von Flächengewicht, Rollenbreite oder Maschinengeschwindigkeit. Die benötigte Wassermenge pro Tonne Papier ist mindestens die Menge, welche bei der thermischen Trocknung als Wasserdampf in die Atmosphäre abgegeben wird. Was dann als weisse Rauchfahne sichtbar ist.

Blick in die Fabrikhalle
Historischer Einblick in die Produktion • Foto: Heinz Baumann/ETH-Bildarchiv

Woher stammt das Wasser, das Sie für die Produktion verwenden?

Wir besitzen einen fabrikeigenen Brunnen, der aus dem Grundwasser und dem natürlichen Uferfiltrat der Linth gespeist wird.

Wozu wird es eingesetzt?

Einerseits zur Auflösung von Zellstoff. Dieser zerlegte, gepresste und in 200 Kilogramm schweren Ballen angelieferte Rohstoff muss wieder in Einzelfasern aufbereitet werden. Andererseits brauchen wir es für die Blattbildung, da die Fasern gleichmässig und homogen über die Fläche verteilt sein müssen.

Holzlager für die Papierherstellung
Historischer Einblick in die Produktion • Foto: Heinz Baumann/ETH-Bildarchiv

Und wie bekommen Sie das Wasser wieder aus dem Papier?

Das Papierstoff-Wassergemisch wird auf ein Sieb gegeben. Dabei läuft viel ab und die nassen Fasern werden auf dem Sieb fixiert. In einem ersten Schritt setzten wir ein Vakuumverfahren ein. In der Presse, ähnlich einer Wäschemangel, liegt das Papier danach auf einem umlaufenden Pressenfilz, der, ist er vollgesogen, wiederum über Vakuum vom Wasser befreit wird. Nun ist thermische Energie, also Trocknung notwendig, die durch mit Dampf beheizte Trockenzylinder erfolgt. Am Ende kommt das Papier mit einem Trockengehalt von 95 Prozent aus der Maschine.

Was passiert mit dem Abwasser?

Die Reinigung erfolgt über eine Scheibenfilteranlage und einen Pressschneckenseparator. Die Sicherheits-Messtechnik an den Einleitstellen unterliegt einer periodischen Wartung und wird regelmässig vom Umweltamt kontrolliert.

Arbeiter in der Papierproduktion
Historischer Einblick in die Produktion • Foto: Heinz Baumann/ETH-Bildarchiv

Sie haben den drittgrössten Energieverbrauch im Kanton und sogar ein eigenes Kraftwerk.

Die Linth-Kraft AG, zu 50 Prozent anteilig Papierfabrik und 50 Prozent Gemeinde Glarus betreibt eine Kaplanturbine mit einer max. Leistung von ca. 1700 kW. Damit sind wir in der glücklichen Lage, den erzeugten Ökostrom selbst zu nutzen und damit zusätzlich einen Beitrag zur der Nutzung von erneuerbaren Energien zu leisten.

Blick in die aktuelle Papierproduktion• Fotos: zvg.

Text: Anina Rether

 

Glarner Wasser-Geschichten, bisher erschienen:

8.9.2019

Von der Not zur Tugend

1.9.2019

Hoch auf dem Berg – Tief im Fels

25.8.2019

Sind die Alpen bald trockengelegt?

18.8.2019

Lebensraum Wasser: Unsere Seen

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