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Langzeitprojekt Claridenfirn

Ansicht Röti/Obersand • Fotos: S. Blumen & Streiff-Becker

Die Klimaerwärmung trifft Gletscher besonders hart. Darum wollen Forscher genau wissen, wie stark sie sich zurückziehen. Besonders wertvoll sind Langzeitmessungen desselben Gletschers. Kein anderer Gletscher weltweit wird länger beobachtet als der Claridenfirn.

DOSSIER

Hier publiziert der Public Newsroom des Kanton Glarus jeden Sonntag Artikel und Hintergründe zu einem Schwerpunkt. In den folgenden Wochen finden Sie Wissenswertes zum Thema «Wasser». 

Noch Anfang Juni liegt eine rund sechs Meter hohe Schneedecke auf dem Gletscher. Hier oben, auf rund 3000 Metern, wird das Schicksal des Claridenfirns seit 105 Jahren ununterbrochen und akribisch dokumentiert. Zweimal pro Jahr, im Frühling und Herbst, werden an zwei Messstellen auf 2700 und 2900 Meter Höhe die Daten für eine systematische Schnee- und Eismessung erhoben. So wissen die Forscher Jahr für Jahr, wie viel Schnee im Winter gefallen ist, und wie viel davon im Sommer wieder wegschmolzen ist. Mit diesen weltweit einzigartigen Messreihen kann untersucht werden, wie sich das Klima im letzten Jahrhundert auf die Gletscher auswirkte.

Der Glaziologe Urs Steinegger steigt bereits seit 29 Jahren regelmässig hinauf zum Claridenfiren. Im Frühjahr mit den Tourenski, im Herbst in den Wanderschuhen. Bereits 50-mal hat er in der Zeit den Gletscher vermessen. Seine Hilfsmittel: «Schaufel, Eispickel und viel Muskelkraft.». Damit schlägt er einen mehrere Meter tiefen Schacht in den Schnee. Die nun ersichtlichen Schneeschichten geben dem Experten Aufschluss über den Zustand des ewigen Eises. Geprüft und vermessen wird die Niederschlagsmenge und die Schneehöhe. 

Die Fotografien zeigen den Rückzug des Altenorenlappens des Claridenfirns aufgenommen jeweils in der Nähe der Claridenhütte. 1897 bis 1942 war noch eine durchgehende Eisfläche vorhanden.

Die genaue Dokumentation der Veränderungen  kommt den Wissenschaftlern an der ETH Zürich zugute. Mit den Daten können die Glaziologen mittels Computerprogrammen die Zukunftsprognosen für den Gletscher berechnen. Zwar koordiniert die ETH Zürich die Datenerhebung, der Grossteil der Messungen am Claridenfirn wird jedoch von ehrenamtlichen Gletscherenthusiasten verrichtet, da das Projekt nur spärlich (von der Akademie der Naturwissenschaften) finanziert wird. 

Wie rasch der Gletscher schwindet, zeigt ein Blick auf die letzten Messungen. War die weisse Decke im Winter 2017/18 noch fünfeinhalb Meter dick, war sie nach dem darauffolgenden Sommer auf 10 Zentimeter zusammengeschrumpft. «Zu Beginn der Messungen blieb noch jeweils ein bis zwei Meter Schnee übrig. Schnee, der zu Eis wurde und somit den Gletscher nährte. Das ist lange her», so Steinegger. 

Aufgrund der Klimaerwärmung entstand vor rund 20 Jahren am südöstlichen Rand des Claridenfirns ein See aus Schmelzwasser. Das Wasser nimmt die Wärme der Sonnenstrahlung auf und gibt diese an den Kontaktstellen an den Gletscher weiter: ein weiterer Grund, dass sich die Schmelze beschleunigt.

 1947 war der Altenorenlappen nicht mehr mit dem Hauptgletscher verbunden. Seit einiger Zeit liegt kein Eis mehr in dieser Mulde.

Steineggers Prognose: Der Zugang zu den Messstationen wird durch die Zunahme von Gletscherspalten immer schwieriger. Das untere Firnbecken wird aufgrund von «Mangelernährung» rasch wegschmelzen. Doch ein Lichtblick gibt es: «Beim oberen Pegel beträgt die Eisdicke noch 200 Meter – da werden wir auch noch die nächsten Jahre etwas zu messen haben».

Tipp

Die einmalige Wanderung auf dem Clariden-Höhenweg vom Klausenpass zum Fisetenpass führt zum Gletscherseeli des Clariden. Wandertipp

Text: Anina Rether 

Aufruf

Haben Sie ein aktuelles Bild aus dieser oder ähnlichen Perspektive? Oder wollen Sie ein solches Foto bis Ende November 2019 schiessen? Dann mailen Sie uns bitte Ihre «Sicht»: kommunikation@gl.ch 

Claridengletscher mit Bocktschingel • Foto: Landesarchiv des Kanton Glarus
Claridengletscher mit Teufelsstöcke vor 1908 • Foto: Landesarchiv des Kanton Glarus
Vrenelisgärtli 1936 • Foto: Landesarchiv des Kanton Glarus

Teilnahmebedingungen

  • Einsendeschluss: Per Mail bis am Sonntag, 1. Dezember 2019:  kommunikation@gl.ch

  • Angaben: Für eine Teilnahme benötigen wir eine kurze Bildbeschreibung (was ist auf dem Bild zu sehen, wo und wann wurde es aufgenommen) sowie Ihre Adresse.

  • Bildformat: Das querformatige Bild sollte mind. 2000 Pixel breit sein. JPG- oder PNG-Format. Bitte schicken Sie uns maximal drei Fotografien.

  • Urheberrechte: Mit der Teilnahme bestätigen Sie, der/die Urheber/in des von Ihnen eingesandten Fotos zu sein. Abgebildete Personen sind mit der Publikation einverstanden.  

  • Veröffentlichung: Sie erlauben dem Kanton Glarus, Ihr Bild kostenlos im Public Newsroom gl.ch und auf den SocialMedia Kanälen des Kantons zu veröffentlichen. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.

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