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Mora und die fleischfressende Blume

(Kindergeschichte)

Im sonst so friedlichen Freiberg Kärpf herrscht Aufruhr bei den Tieren. Ein Eichhörnchen hat auf einem seiner Streifzüge durch das Hochmoor Mettmen entdeckt, dass dort eine fleischfressende Blume lebt! Nun sorgen sich die Steinböcke, Rothirsche, Rehe und Füchse, dass sie von dieser Blume aufgefressen werden könnten. Sie entscheiden, dass ihnen die Moorjungfrau Mora helfen muss. Also macht sich Schneehase Samuel auf den Weg, um sie zu holen.

Mora liegt auf einer wunderbar farbigen Blumenwiese und döst in der Sommersonne vor sich hin, als Schneehase Samuel ganz aufgeregt und ausser Atem daher springt. Samuel wäre fast in Mora hineingerannt, kann sich aber gerade noch retten. Dafür ist Mora nun wach. Samuel erzählt ihr von der sehr gefährlichen fleischfressenden Pflanze, die das Eichhörnchen im Hochmoor Mettmen gefunden hat. Mora ist ganz erstaunt. So etwas gibt es doch nur im Dschungel!

Auf dem Weg nach Mettmen begegnen den beiden aufgeregte Murmeltiere, Steinböcke, Rehe und ein Rotfuchs. Alle wissen schon von der fleischfressenden Pflanze und sind ganz aus dem Häuschen. Plötzlich fliegt ein Adler auf sie zu und sie erkennen ihren Freund Gion. Er war selbst im Hochmoor und hat die Pflanze mit eigenen Augen gesehen. Gion hat auch die Menschen über sie sprechen hören und weiss nun, dass die Blume Sonnentau heisst. Eigentlich ein schöner Name, denkt sich Mora.

Für Mora ist klar, es braucht einen Plan. Die Murmeltiere und Birkhühner sind die einzigen, die sich nicht um den Sonnentau kümmern. Die Fische fühlen sich nun in ihrer Ansicht bestätigt, dass ein Hochmoor sowieso ein ganz gefährlicher Ort ist. Der Schneehase Samuel versucht, die Rothirsche, Gämsen und Rehe zu beruhigen. Die haben aber weiterhin Angst. Denn wenn der Sonnentau so wendige Wesen wie Insekten fressen kann, dann kann er auch Hirsche fressen.

Versammlung der TiereAlso beruft Mora bei der Kärpfbrücke eine Versammlung ein. Einige Tiere wagen sich nicht mehr näher ans Hochmoor Mettmen heran. Mora hat eine wagemutige Idee. „Liebe Tiere, mein Freund Gion wird heute Nacht ins Moor gehen und einen Sonnentau herausholen. Den pflanzen wir auf einer Wiese an und beobachten ihn, wie er wächst.“ Gion jedoch wusste nichts von diesem Plan und wird ganz bleich. „Also,…ähm…“ sagt er und fällt in Ohnmacht. Mora kitzelt ihn daraufhin mit einem Wollgras wieder wach.

Der Adler Gion fällt beinahe nochmals in Ohnmacht, als ihm die Situation wieder bewusst wird. Mora ist aber schneller und lobt seine Tapferkeit, die er schon mehrfach unter Beweis gestellt hat. Ausserdem gehen Mora und Samuel mit, um den Sonnentau aus dem Hochmoor zu holen, Gion ist also nicht alleine. In der Nacht gelingt es Gion tatsächlich, im Flug einen Sonnentau aus dem Hochmoor zu pflücken. Sie pflanzen ihn vorsichtig in eine Wiese etwas weiter den Berg hoch und gehen schlafen.

Mora, Samuel und Gion sind die einzigen Tiere im Freiberg Kärpf, die in dieser Nacht schlafen können. Ausser natürlich den Murmeltieren und den Birkhühnern, die sich weiterhin nicht dafür interessieren. Alle anderen sind zu aufgeregt. Diese drei Freunde haben schon bei ihrer nächtlichen Aktion gespürt, dass der Sonnentau überhaupt nicht gefährlich auf sie wirkt. Als die ersten Sonnenstrahlen sie wärmen und aufwecken, machen sie sich auf den Weg den Berg hoch zum Sonnentau auf der Wiese.

Ist der Sonnentau nun riesig, hat er sich in dieser einen Nacht verbreitet und schon ein paar Tiere im Freiberg Kärpf gegessen? Es ist ihnen nun doch etwas mulmig zumute, als sie den Berg besteigen, wo der Sonnentau angepflanzt ist. Dort angekommen, sind sie sehr erstaunt. Wo ist der Sonnentau hingekommen? Sie haben eine stolze, aufrechte Blume gepflanzt, von der ist jetzt nichts mehr zu sehen. Mora sorgt sich nun wirklich, ob sie mit ihrer Aktion die Tiere vom Kärpf noch mehr in Gefahr gebracht hat, anstatt sie zu schützen. Ist der Sonnentau davongelaufen? Plötzlich strauchelt der Schneehase Samuel und fällt hin.

Mora und der SonnentauSchneehase Samuel schaut nach, über was er gestolpert ist und ruft ein lautes „ja so was!“ aus. Es sind die Überreste vom Sonnentau. Er ist über Nacht auf der Wiese eingegangen. Mora erkennt, dass der Sonnentau nur im Hochmoor überleben kann und ist sehr erleichtert, dass die Gefahr gebannt ist. Plötzlich kommen von allen Seiten die Steinböcke, Gämsen, Rothirsche, Füchse, Eichhörnchen und Rehe daher gerannt und freuen sich, dass der Sonnentau keine Gefahr für sie ist. Sie entschuldigen sich bei der entführten Blume und verstehen nun, dass die Hochmoorpflanzen nur im Hochmoor leben können, nirgends sonst.

Die Zeichnung von Mora mit dem Sonnentau entsteht [mp4, 12.5 MB]

Text: © 2020, Monika Orler, FlOr Flora Orler, www.floraorler.ch
Zeichnungen: © 2020, Patrick Mettler, onelook gmbh, www.onelook.ch

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