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Wir sind Landsgemeinde: Kein Geld für Warmduscher

Öffentlicher Pool anno dazumal: Badeplausch im Ennendaner Dorfbrunnen • Archivbild RDB

Staatskanzlei • Aus der Geschichte kann man lernen. Der Public Newsroom gl.ch blickt in loser Reihenfolge zurück auf bemerkenswerte Entscheide der Glarner Landsgemeinde: 1908 geht ein Memorialsantrag zur finanziellen Unterstützung von Badeanstalten sang- und klanglos unter.

Von André Maerz, Public Newsroom gl.ch
 

Mit dem Hinweis auf die wohltätige Wirkung des Badens auf die Gesundheitsverhältnisse des Volkes und auf die Pflicht des Staates zur Förderung der Gesundheitspflege beantragt der Textilarbeiterverein Schwanden und Umgebung im Jahre 1908 der Landsgemeinde: «Die Staatskasse soll angehalten sein, öffentliche Bäder, welche von Gemeinden errichtet werden, finanziell zu unterstützten.»

Zu kalt

Der Landrat will allerdings nicht ins kalte Wasser springen. Er spricht sich klar gegen den Memorialsantrag aus, weil der Errichtung von Kaltwasserbadeanstalten im hiesigen Kanton hauptsächlich der Umstand entgegenstehe, dass die Temperatur des Wassers unserer Flüsse während des grössten Teils des Jahres zu niedrig sei. Die Erstellung und insbesondere der Betrieb von Warmwasseranstalten verlange so grosse Aufwendungen, dass geheizte Bäder namentlich in kleinen Gemeinden in keinem Verhältnis zum Nutzen der Anstalt stünden.

Zudem sei auch nach den Erfahrungen von Industriellen und Privaten, welche von sich aus Badeanstalten eingerichtet haben, «eine die aufzunehmenden Opfer rechtfertigende Frequenz von Gemeindebadeanstalten sehr fraglich», so das Landsgemeindeprotokoll. Kurz: Zu teuer im Bau, zu teuer im Betrieb — und möglicherweise geht keiner hin. Zu jedem Falle empfehle es sich — so der Landrat — zuzuwarten, ob die Gemeinden von sich aus dem gestellten Postulat Rechnung zu tragen wünschen.

Der ablehnenden Stellungnahme durch den Landrat folgte die Landsgemeinde und versenkte den Memorialsantrag stillschweigend.

Und heute?

Bau, Betrieb und Unterhalt der Glarner Badeanstalten verschlingen auch heute grössere Summen. Je länger und heisser die Sommer jedoch werden, desto grösser wird die Nachfrage, insbesondere auch nach Bademöglichkeiten in kalten Gewässern wie Badeanstalten, Seen, Flüssen oder Bächen. Und der Bevölkerung sind ihre öffentlichen Badeanstalten auch etwas wert. So beschloss jüngst die Gemeinde Glarus, sowohl die Badi Netstal , als auch diejenige von Glarus  (Ygruben) zu sanieren

Wir sind Landsgemeinde

Diese lose Serie über bemerkenswerte Entscheide der Glarner Landsgemeinde entsteht in Zusammenarbeit mit alt Ratssekretär und Fahrtsbrief-Verleser Josef Schwitter aus Näfels. Die Texte von Roland Wermelinger und André Maerz lehnen sich an das jeweilige Landsgemeinde-Memorial und an die Landsgemeindeprotokolle an. 

> Überblick über alle bisherigen Folgen

> Mehr zur Glarner Landsgemeinde 

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