Eine kleine Chronologie der Klausenstrasse
Das Landesarchiv hat 2016 das Forschungsprojekt «Klausenstrasse» der Architekturhistorikerin Dr. Marion Sauter mit zahlreichen Archivalien und mit Bildmaterial unterstützt. Sauter hat ihre Rechercheergebnisse in Bern, Altdorf und Glarus in der Dokumentation «Saumpfad – Lini – Speedway. Die Erschliessung des Klausenpasses» zusammengefasst.
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1829 | Erster Vorstoss der Glarner, den Saumpfad über den Klausen auszubauen. Wunsch war eine Anbindung an die fahrbare Gotthardroute, um den Absatzmarkt der Glarner Textilien in Richtung Süden ausdehnen zu können. |
1864 | Der dritte Glarner Vorstoss brachte einen ersten Erfolg: Landammann Dr. Joachim Heer konnte die Urner 1864 dazu bewegen, die Klausenstrasse zu projektieren. Die Urner zogen sich jedoch bereits Ende der 1860er-Jahre wieder zurück. Im Vordergrund stand nun der Bau der Gotthardbahn |
1873 | Nach einem weiteren vergeblichen Vorstoss luden die Glarner Verkehrsplaner die Urner schliesslich zu einer Klausenkonferenz ins Hotel Baur nach Zürich ein. Gemeinsam wurde beschlossen, die vorhandenen, auf der Urner Seite noch lückenhaften Unterlagen nach Bern zu senden.Entsprechend erfuhr das erste Subventionsgesuch eine Ablehnung durch den Bund. |
1879 | Mit der Eröffnung der Eisenbahnverbindung bis Linthal entstanden neue Transportkapazitäten, ab 1882 erschloss die Gotthardbahn auch den italienischen Markt.Die Eröffnung des mondänen Kurhotels Bad Stachelberg brachte ab 1830 die ersten Feriengäste nach Ennetlinth. Die Erschliessung Braunwalds mit einer Standseilbahn setzte 1879 neue Massstäbe. Das Projekt Klausenstrasse wurde zunehmend auch touristisch interessant. |
1885 | Die «Memorialeingabe» der Glarner stiess ein weiteres Mal auf Ablehnung. |
1889 | Erst die Landammänner Eduard Blumer und Gustav Muheim führten das Klausenstrassenprojekt schliesslich zum Erfolg. |
1890 | Das zweite Subventionsgesuch wurde in Bern angenommen. Der Bund übernahm 80 Prozent der Baukosten |
1892 | Verabschiedung des Bauprojekts «Klausenstrassse» an den jeweiligen Landsgemeinden |
1893 | Baubeginn auf der Urner Seite, verantwortlich: Ingenieur Jacob Schneiter. |
1895 | Baubeginn auf der Glarner Seite, verantwortlich: Ingenieur Alexander von Steiger bzw.,Kantonsingenieur Niklaus Hefti. |
1897 | Der Glarner Streckenabschnitt war termingerecht befahrbar. Die Urner hatten mit zahlreichen Unwägbarkeiten zu kämpfen und entschlossen sich erst 1897 die vorhandene Schächentalstrasse neu zu errichten, was den Baufortschritt verzögerte. |
1899 | Zwei Jahre später war auch der Urner Streckenabschnitt fertiggestellt. |
1900 | Feierliche Eröffnung am 10./11. Juni 1900, Aufnahme eines Postkurses über die Passhöhe. |
Streckenführung Glarus
Die ersten Passstrassenplanungen des Glarner Strasseninspektors Fridolin Schindler aus den Jahren 1865/66 sahen noch eine weit schwingende Kurve quer durch Ennetlinth und die letzten beiden Kehren im Bereich der Staldenruns vor. Beides wurde im Rahmen der Realisierung korrigiert: Ersteres wohl um den Baubestand zu schonen, letzteres um den regelmässigen Lawinenabgängen am Stalden auszuweichen.
Die geologischen Gegebenheiten rund um den Klausenpass erweisen sich als problematisch und machten zahlreiche ausserplanmässige wie aufwändige Verbauungen erforderlich. Die Klausenstrasse wurde so zum technisch anspruchsvollsten Kunstbau im gesamten Alpenraum dieser Zeit.
Quellen (Auswahl):
Kostenberechnungen, 3.3.1872 (LAGL NA 118.7.40)
Diskussion um Klausen und Pragel, in: Regierungsratsprotokoll § 1241, 1890 (LAGL 6 XII)
Urner Absage, in: Landratsprotokoll, 25.2.1885 (LAGL 7 XI)
Ortstermin zur Streckenfestlegung, 16.5.1890 (LAGL N:11a, Fasz. 1a)
Einrichtung Baubüro Linthal, 18.12.1894 (LAGL N:11a, Fasz. 1)
Bedingnisheft Glarus, 1894 (LAGL N:11a, Fasz. 1a)
Kaufvertrag Gelände, 1894 (LAGL NA U 123/44)
Zustandsbericht, 1898 (LAGL N:11a, Fasz. 1c)
Erläuterungen Kostenüberschreitungen, 31.3.1898 (LAGL N:11a, Fasz. 1c)
Schlussrechnung, 15.2.1901 (LAGL N:11a, Fasz. 1d)
Abrechnungen, 1901 (LAGL N:11a, Fasz. 1c)
Pläne (Auswahl):
Streckenverlauf M 1:2’000, Fridolin Schindler, 1865/66 (LAGL MAPL 5:1/38)
Situation Linthal–Ennetlinth M 1:500, 1890er-Jahre (LAGL MAPL 5:1/33)
Streckenabschnitt Fruttwandgalerie M 1:1000, 1890er-Jahre (LAGL MAPL 5:1/28)
Skizze Dynamitlager, um 1894 (LAGL N 11a, Fasz. 1a)
Übergang der Brätschliruns M 1:100 Alexander von Steiger, 1890er-Jahre (LAGL MAPL 5:1/10)
Übergang der Staldenruns M 1:100 Alexander von Steiger, 1890er-Jahre (LAGL MAPL 5:1/11)
Sparbogen M 1:100, Alexander von Steiger, 1894 (LAGL MAPL 5:1/12)
Baufortschritt M 1:50'000, H. & A. Kümmerly & Frey, Bern 1897 (LAGL MAPL 5:1/2)
Abbildungen:
1 Situationsplan Ennetlinth (aus: Streckenverlauf M 1:2’000, Fridolin Schindler, 1865/66 (LAGL MAPL 5:1/38))
2 Situationsplan Staldenruns (aus: Streckenverlauf M 1:2’000, Fridolin Schindler, 1865/66 (LAGL MAPL 5:1/38))
3 Situation Linthal–Ennetlinth M 1:500, 1890er-Jahre (LAGL MAPL 5:1/33)
4 Streckenabschnitt Fruttwandgalerie M 1:1000, 1890er-Jahre (LAGL MAPL 5:1/28)
5 Übergang der Staldenruns M 1:100 Alexander von Steiger, 1890er-Jahre (LAGL MAPL 5:1/11)
6 Sparbogen M 1:100, Alexander von Steiger, 1894 (LAGL MAPL 5:1/12)