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Weltenbummlerin

Foto: Melissa Stüssi

Der Public Newsroom www.gl.ch zeigt regelmässig ein Portrait aus der «Glarner Woche». Heute über eine junge, vielseitige Frau, die im Herbst ihr Psychologiestudium beginnt.

Von Mellissa Stüssi, Glarner Woche

Da sass Katrin Grings also, vor nicht einmal zwei Monaten, mitten in der mongolischen Steppe. Neben ihr ein in Schieflage geratener, tonnenschwerer Lastwagen und ein Berg von Mehlsäcken. Eigentlich hätten ihr Freund Daniel und sie nicht helfen müssen, die Säcke abzuladen, aber irgendwo im Nirgendwo eine andere Mitfahrgelegenheit zu finden, gestaltete sich als eher schwierig. Ausserdem: Eine Hand wäscht die andere. Was sie zu diesem Zeitpunkt nicht wussten, war, dass sie im nächsten Dorf wegen zwei Pesttoten für mehr als eine Woche in Quarantäne sitzen würden.

Nach sechs Monaten unterwegs hat Katrin viele solcher Geschichten zu erzählen. Von Vietnam an der Ostküste entlang, über China, Kasachstan, den Iran und Georgien führte sie ihre Reise, bis sie dann schliesslich wieder einen Fuss in die Schweiz setzte.

Das Abenteuer hat ihr gutgetan, stellt sie fest:

Ich bin selbstständiger und offener geworden.

Den Grossteil der Strecke haben sie per Anhalter zurückgelegt. Aber auch Motorrad, Bus, Zug, Pferd, Fähre und das erste eigene Auto – ein Lada namens Linus – finden ihren Platz in dieser Erzählung. «Ich glaube, als wir versucht haben, den Lada in die EU zu bringen, dachte ich das erste Mal, dass wir uns nun wirklich in einer ausweglosen Situation befinden.» Es stellte sich aber heraus, dass es so etwas wie eine ausweglose Situation auf ihrer Reise nicht gibt. Denn auch wenn der Zollbeamte schwer schlucken musste, als er ihre Transit-Visa und den Lada mit unbekannter Herkunft und lediglich einem Aufkleber als Nummernschild beäugte, liess er sie am Ende doch noch passieren.

Wieder zurück in Schwändi fühlt Katrin sich zu Hause. Trotzdem merke sie langsam, dass es etwas eng werde, je länger sie wieder hier ist. «Wenn man mit drei Geschwistern aufgewachsen ist, fühlt sich das Haus ziemlich schnell ziemlich leer an, wenn man alleine wieder da ist», bemerkt sie resigniert.

Das Glarnerland sei wunderschön, aber es gebe hier leider nicht so viele Möglichkeiten wie andernorts. Man muss manchmal wegkommen, um es wieder schätzen zu lernen, meint sie überzeugt. Darum freut sie sich auch auf das Psychologiestudium in Bern, welches sie diesen Herbst beginnt. Wenn sie ehrlich ist, würde sie wohl lieber Kunst studieren, denn sie ist eine passionierte Zeichnerin; der Studiengang Psychologie sei aber ebenfalls spannend und schlichtweg etwas sicherer.

Ausserdem unterstützt dieses Fach andere Ziele, die sich die 20-Jährige gesetzt hat: Auch wenn es nach ihrer Aussage «ein wenig kitschig» klinge, möchte sie anderen Menschen helfen. Jeder soll machen können, was ihn oder sie glücklich macht und das möchte Katrin fördern. In gewisser Form tut sie das schon, nämlich als Abteilungsleiterin in der Pfadi Glärnisch. Dort gibt sie als «Dioli» die Werte und Erfahrungen weiter, die schon ihre Kindheit immens bereichert haben.

So hat sie unter anderem auch Daniel, ihren Freund und Reisebegleiter aus Schweden, kennengelernt – im Weltpfadilager in Japan. Sie war also schon früh eine kleine Weltenbummlerin. Im Normalfall sehen sich die beiden etwa alle sechs Wochen abwechselnd hier und dort. Ihn dann plötzlich jeden Tag zu sehen, sei klar Gewöhnungssache gewesen, aber: «Mit Schweden kann man einfach nicht streiten, die sind viel zu nett», meint Katrin lachend. Der Abschied von ihm nach der gemeinsamen Reise sei der schwerste gewesen, den sie bisher hatten. Glücklicherweise sehen sie sich ja schon in zwei Wochen wieder. Bis dahin hat sie mit Studium und Pfadi auch sonst alle Hände voll zu tun. Ob sie wieder auf Reisen gehe, bejaht sie deutlich, aber im Moment habe sie andere Prioritäten – zum Beispiel das Pfadifestival, zu dem sie heute Abend noch gehen wird.

Persönliches

Beruf: Psychologiestudentin

Interessen und Hobbys: Pfadi und Zeichnen

Liebster Ort im Kanton und in der Welt: Oberblegisee und Schweden

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