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Gemeindefinanzrating 2018: Kanton gibt Gemeinden gute Noten

Gute Noten für Glarner Gemeinden, hier im Bild ein Teil von Glarus Nord • Foto: Samuel Trümpy

Regierungsratssitzung 10. September 2019 • Der Kanton beurteilt jedes Jahr die Finanzen der Glarner Gemeinden. Alle drei erzielen 2018 positive Rechnungsergebnisse.

Ohne Vornahme zusätzlicher Abschreibungen betragen die Rechnungsergebnisse der drei Gemeinden für 2018 insgesamt 5,7 Millionen Franken. Mehrere Finanzkennzahlen verbessern sich und die Gemeinden halten die Grenzwerte häufiger ein. Nach 2016 erhält die Gemeinde Glarus erneut die Bestnote für ihre Finanzen. Um die Investitionen zu finanzieren, verschulden sich die Gemeinden weiter. Insgesamt ist die Vermögenslage der Gemeinden im Kanton Glarus immer noch gut. Dies bestätigt auch der interkantonale Vergleich.

Gemeindefinanzen 2018: Positive Abschlüsse – höhere Verschuldung

Der konsolidierte Einnahmenüberschuss 2018 der Glarner Gemeinden beträgt fast eine Million Franken. Dabei konnten die Gemeinden zusätzliche Abschreibungen von 4,8 Millionen Franken vornehmen. Vor allem höhere Steuererträge von 2,2 Millionen Franken und um 1,2 Millionen Franken tiefere Abschreibungen gegenüber dem Vorjahr, der Härteausgleich des Kantons an die Gemeinde Glarus Süd von 0,75 Millionen Franken und Aufwertungsgewinne von netto 0,7 Millionen Franken haben das Gesamtergebnis positiv beeinflusst. Die Nettoinvestitionen von 20,8 Millionen Franken liegen 3,8 Millionen Franken unter dem Rekordjahr 2017, aber immer noch 5,3 Millionen Franken über dem langjährigen Durchschnitt. Offenbar besteht ein Investitionsnachholbedarf. Infolge einer gegenüber dem Vorjahr um über 6 Millionen Franken höheren Selbstfinanzierung im Betrag von 16,7 Millionen Franken wird im Berichtsjahr der mittelfristig vorgegebene Selbstfinanzierunggrad von 80 Prozent zwar knapp erreicht, doch es resultiert ein Finanzierungsfehlbetrag von 4,1 Millionen Franken. Diese Finanzierungslücke lässt die Bruttoschulden der Gemeinden auf einen neuen Höchststand von 141,2 Millionen Franken steigen. Aufgrund der sehr tiefen Zinssätze führt dies zu keinen wesentlichen Mehrkosten. Die Zinsänderungsrisiken nehmen aber zu. Mit 61,7 Millionen Franken Nettovermögen und einem Eigenkapital von 227,7 Millionen Franken verfügen die Glarner Gemeinden weiterhin über eine gute Vermögenslage und über grosse Reserven.

Gemeinde Glarus: Die hohen Investitionen der Jahre 2017 und 2018 gut verkraftet

Die Erfolgsrechnung weist mit 0,5 Millionen Franken einen Ertragsüberschuss aus, der leicht über dem Vorjahr liegt. Wären nicht noch zusätzliche Abschreibungen von 2,9 Millionen Franken vorgenommen worden, hätte der Einnahmenüberschuss 3,4 Millionen Franken betragen. Damit schliesst die Gemeinde Glarus zum fünften Mal in Folge die Erfolgsrechnung positiv ab. Zudem kann Glarus als einzige Glarner Gemeinde seit Jahren positive Ergebnisse aus betrieblicher Tätigkeit vorweisen. Die Nettoinvestitionen liegen mit 7,1 Millionen Franken um 4,7 Millionen Franken unter dem Vorjahr, entsprechen aber immer noch einer mittleren Investitionstätigkeit. Mit 6,6 Millionen Franken und 93,1 Prozent erreicht die Gemeinde Glarus die höchste Selbstfinanzierung aller Glarner Gemeinden. Gleichzeitig weist sie per Ende 2018 mit 31,7 Millionen Franken die tiefste Bruttoverschuldung im Kanton aus. Die Bilanzsumme von 92,7 Millionen Franken ist mit einer Abweichung von einer Million Franken fast identisch mit dem Vorjahreswert. Das Eigenkapital von 58,4 Millionen und das Nettovermögen von 19,6 Millionen Franken entsprechen nahezu dem Bilanzwert des Jahres 2011. Das deutet darauf hin, dass die Gemeinde die hohen Nettoinvestitionen der Jahre 2017 und 2018 von insgesamt 19 Millionen Franken finanziell gut verkraftet hat.

Die Gemeinde Glarus Nord: Wieder stark steigende Steuererträge

Nach der Zunahme der Steuererträge im Rechnungsjahr 2016 von über 1,2 Millionen Franken und von 2,6 Millionen Franken im 2017 sind die Fiskalerträge im Berichtsjahr erneut um 1,8 Millionen Franken gegenüber dem Vorjahr gestiegen. Zusammen mit den Mehreinnahmen infolge Marktwertanpassungen des Finanzvermögens von 0,9 Millionen Franken bewirken sie einen Ertragsüberschuss von 0,1 Millionen Franken, wobei dieser ohne zusätzliche Abschreibungen in der Höhe von 1,4 Millionen Franken rund 1,5 Millionen Franken betragen hätte. Mit 7,2 Millionen Franken weist Glarus Nord die höchsten Nettoinvestitionen ihrer Geschichte und aller Gemeinden im Rechnungsjahr 2018 aus. Davon konnten 4,6 Millionen Franken oder 63,4 Prozent selbst finanziert werden. Dies erklärt zu einem guten Teil die starke Zunahme der Bruttoschulden um 6,2 auf 58,3 Millionen Franken. Damit verzeichnet die Gemeinde Glarus Nord Ende 2018 die höchste Bruttoverschuldung der Glarner Gemeinden. Mit einem Bruttoverschuldungsanteil von 85,5 Prozent steht die Verschuldung noch immer in einem angemessenen Verhältnis zu den erwirtschafteten Erträgen. Im Berichtsjahr sinkt das Eigenkapital um 12,1 auf 86,3 Millionen Franken. Hauptgrund ist die ergebnisneutrale Wertberichtigung der Beteiligung an der Lintharena SGU in der Höhe von 9,9 Millionen Franken zulasten der Aufwertungsreserve Verwaltungsvermögen. Das Nettovermögen zeigt mit 19,4 Millionen bzw. 1066 Franken pro Einwohner gute Werte.

Die Gemeinde Glarus Süd: Ertragsüberschuss dank Härteausgleich 

Die Jahresrechnung 2018 schliesst mit einem Ertragsüberschuss von 0,3 Millionen Franken ab; ohne Vornahme zusätzlicher Abschreibungen in der Höhe von 0,5 Millionen Franken sogar mit 0,8 Millionen Franken. Vor allem der Härteausgleich des Kantons in der Höhe von 0,75 Millionen Franken und tiefere planmässige Abschreibungen von über 2 Millionen Franken im Vergleich zum Vorjahr haben das Rechnungsergebnis positiv beeinflusst. Mit 9,4 Millionen Franken Bruttoinvestitionen weist die Gemeinde Glarus Süd das höchste Investitionsvolumen der Glarner Gemeinden aus. Der Selbstfinanzierungsgrad liegt bei 85,1 Prozent. Der Finanzierungsfehlbetrag beläuft sich auf 0,9 Millionen Franken. Die Bilanzpositionen bleiben im Berichtsjahr mit einer leichten Erhöhung nahezu unverändert, wobei bei den Finanzverbindlichkeiten eine Verschiebung von kurz- zu langfristig von 10 Millionen Franken erfolgt ist. Mit über 40,7 Millionen Franken verfügt Glarus Süd über die höchsten langfristigen Finanzverbindlichkeiten und gleichzeitig mit 22,6 Millionen Franken oder mit 2355 Franken je Einwohner auch über das höchste Nettovermögen im Gemeindevergleich.

Gemeindefinanzrating: Gemeinde Glarus erhält nach 2016 wieder Bestnote

Die drei Glarner Gemeinden halten die Zielvorgaben bei mindestens 15 von 19 Finanzkennzahlen ein. Das ist eine Verbesserung gegenüber dem Vorjahr, als 13 Vorgaben eingehalten wurden. Jede Gemeinde verzeichnet einen Finanzierungsfehlbetrag, welcher durch das Nettovermögen gedeckt ist. Die Gemeinden Glarus Süd und Glarus Nord schreiben nach wie vor negative Ergebnisse aus betrieblicher Tätigkeit. Dazu muss die Gemeinde Glarus Nord ungenügende Werte beim Selbstfinanzierungsgrad und beim Selbstfinanzierungsanteil hinnehmen. Dank grossem Eigenkapital und hohem Nettovermögen zeigt die Bilanz bei allen Gemeinden gute Werte. Die Gemeinde Glarus erfüllt nach 2016 wieder die Kriterien für die Bestnote und erhält diese zum sechsten Mal. Die Finanzsituation der Gemeinden Glarus Süd und Glarus Nord mit einzelnen problematischen Kennzahlen wird wie im Vorjahr als «gut» bewertet.

Ergebnisse Gemeindefinanzrating 2018

Interkantonaler Vergleich: Die Glarner Gemeinden liegen im hinteren Mittelfeld

Beim interkantonalen Vergleich der Mittelwerte der Finanzkennzahlen 2011 - 2017 reihen sich die Glarner Gemeinden insgesamt im hinteren Mittelfeld ein. Bei den drei Finanzkennzahlen Nettoschuld je Einwohner, Bruttoverschuldungsanteil und Investitionsanteil erreichen sie gute Mittelwerte und vordere Rangierungen. Gemessen an der Schweizer Durchschnittsgemeinde weisen sie hohe Nettovermögen pro Einwohner aus, wobei das durchschnittliche Vermögen der Glarner Gemeinden jährlich abnimmt, währenddessen sich die Nettoverschuldung der Schweizer Gemeinden deutlich reduziert. Auch beim Selbstfinanzierungsgrad, dem Zinsbelastungs- und dem Kapitaldienstanteil kommen die Glarner Gemeinden nach den allgemein gültigen Richtlinien auf gute und genügende Werte. Hingegen sind die Platzierungen im interkantonalen Vergleich eher schwach, wobei sich die grössere Abschreibungssumme beim Kapitaldienstanteil systembedingt mit der degressiven Abschreibungsmethode erklären lässt. Einen ungenügenden Mittelwert und einen viertletzten Rang nimmt der Kanton Glarus beim Selbstfinanzierungsanteil ein, welcher die unterdurchschnittliche Investitionskraft der Glarner Gemeinden auch im Vergleich zur übrigen Schweiz aufzeigt.

Gute Vermögenssituation und Platz vier der Glarner Gemeinden im schweizweiten Vergleich

Ungenügender Wert und schwache Position der Glarner Gemeinden im interkantonalen Vergleich