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Der Herr der Bienen

Röbi Knobel ist Imker mit eidgenössischem Fachausweis. • Bild: Beate Pfeifer

Der Public Newsroom zeigt regelmässig ein Portrait aus der «Glarner Woche». Heute geht es um Bienen und Honig, und den Glarner Imker Röbi Knobel • Von Beate Pfeifer

Rund ums Haus von Röbi Knobel summt und brummt es. Überall Bienen. Apis mellifera mellifera, die dunkle europäische Honigbiene, um genau zu sein. Denn neben Knobels Wohnhaus leben einige Bienenvölker dieser einzigen, auf der Alpennordseite ursprünglich einheimischen Honigbiene. «Wir haben hier im Glarnerland eine Population von zirka 1000 Völkern», sagt der leidenschaftliche Imker. Obwohl das Glarnerland das grösste Schweizer Schutzgebiet der dunklen Biene ist, sei die Population wegen der genetischen Vielfalt zu klein, um die Art zu erhalten. «Viele sind sich nicht bewusst, dass wir es mit einer aussterbenden Art zu tun haben.» Knobel hält und züchtet ausschliesslich Bienen dieser Rasse an verschiedenen Standorten im und ums Glarnerland.

Im Hauptberuf arbeitet Knobel als Bäcker und Diätkoch. Um seine Bienen kümmert er sich nebenberuflich – neuerdings sogar als erster Glarner Imker mit eidgenössischen Fachausweis.

Auf die Biene gekommen ist Röbi Knobel eher zufällig. «Wir hatten einen grossen Kirschbaum, an dem nie Kirschen hingen», erzählt er. Ein Imker lud ihn damals ein, sich anzusehen, wie Bienen arbeiten und Knobel war begeistert von der Leistungsfähigkeit der Tiere und vom Wabenleben. «Das Tier, die einzelne Biene ist Teil eines Organismus. Dieser Organismus Biene erneuert sich ständig. Wird die Königin alt, wird eine neue Königin nachgezogen. Die alte verlässt den Stock mit einem Teil der Bienen als Schwarm und gründet ein neues Volk.»

Vom Produkt her fasziniert Knobel das Wachs am meisten. «50 Gramm Wachs konservieren in einer Wabe bis zu zwei Kilogramm Honig», schwärmt er.

Es folgten Imkerkurse und 1991/92 startete Knobel mit zwei Völkern. Dann baute er ein Bienenhaus und der Bestand wuchs auf 20 Völker an. «Die Nachfrage nach Honig war da.» Als sein «Bienenvater» Ernst Hauser starb, übernahm er dessen Bienenhaus mit weiteren 28 Völkern. Schlagartig sei eine Grenze überschritten gewesen und die Imkerei nahm eine Eigendynamik an, die dazu führte, dass Knobel heute einer der grössten Imker im Glarnerland ist. Sein Honig ist in regionalen Geschäften und auch in der Migros als Schweizer Honig «Aus der Region – für die Region» erhältlich.

Im Sommer ist Röbi Knobel ständig im Einsatz. Dann brauchen die Bienen seine ungeteilte Aufmerksamkeit. Ferien und sich mit Kollegen treffen, das komme im Sommer etwas zu kurz. Normalerweise stört ihn das nicht, aber: «Es gibt Momente, da ‚schiesst‘ es dich schon an. Wenn du 50 oder 60 Stiche in wenigen Minuten abbekommst und die Bienen deine Beine hochkrabbeln.» Die dunkle Biene sei sehr wehrhaft und ein Mensch, der an den Honig will, sähe nun mal aus wie ein Bär. «Da müssen die Bienen fest draufhalten, um ihn zu vertreiben.» Pro Jahr kassiert Knobel mehrere Hundert Stiche. «Weh tut es immer», sagt er, «aber zumindest schwellen die Stiche heute nicht mehr an.»

Dem Kirschbaum haben die vielen Bienen übrigens nicht geholfen. «Der hat bis heute keine Kirschen», sagt Knobel und lacht.

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